Familientreffen 2005 - Vorbemerkungen Teil 2

Günter Schmidt

Familientreffen 2005
Vorbemerkungen Teil 2

Christkindleinsmarkt auf dem Neustädter Marktplatz

Im Hanau Anzeiger – der Zeitung für Hanau und Umgebung – fand ich folgende interessante Geschichte:

Wie aus alten Unterlagen hervorgeht, wurde schon vor über 360 Jahren auf dem Neustädter Markt – dem heutigen Marktplatz – ein Christkindleinsmarkt veranstaltet.

Doch der erstmaligen Erwähnung des Hanauer Weihnachtsmarktes im Jahr 1641 liegt nicht vorweihnachtliche Umtriebigkeit zugrunde, sondern ein handfester Streit. Altstadt und Neustadt waren damals noch zwei völlig getrennte Gemeinwesen. Sowohl in der Altstadt als auch in der Neustadt wurden Märkte abgehalten. Jedoch hatte der Graf den Neu-Hanauern gleich zwei Markttage in der Woche zugebilligt. Insbesondere, wenn Festtage wie Weihnachten eine Verlegung des Markttags erforderten, waren Kollisionen zwischen dem Alt- und dem Neustädter Markt nicht ausgeschlossen.

Argwöhnisch beobachteten deshalb die Ratsherren aus der Altstadt einen Markt in der Neustadt, der für Freitag, 24. Dezember 1641, als Christkindleinsmarkt angekündigt war, fand doch wegen des Weihnachtstages am Samstag, 25. Dezember, der Altstädter Markttag auch am Freitag statt.

Man zog also vor den gräflichen Rat, um eine Lösung für den Konflikt mit der Neustädter Konkurrenz zu finden. Dies allerdings schien gar nicht so einfach. Der Rat konstatierte, es habe in der Neustadt vor dem Fest schon immer einen „Poppen- und Christkindleinsmarkt“ gegeben, so sei es der Altstadt freigestellt, ebenfalls einen solchen zu veranstalten. Regulärer Markt sei nur, wenn die Marktfahne aufgezogen worden sei. Offenbar hatte aber die Neustadt auf ihrem Christkindleinsmarkt auch noch andere als weihnachtliche Ware angeboten, was die Altstädter natürlich erboste.

Für Weihnachten 1641 ließ sich die Sache nicht mehr lösen, denn erst am 29. Dezember nach dem Fest kamen die gräflichen Räte wieder zusammen. Da erst in den Jahren 1646 und 1647 kalendermäßig ähnliche Terminprobleme zu erwarten waren, glaubte man auch, Zeit zu haben. Vorerst aber wollte man sich an den Grundsatz halten, „den Altstettern ihren Freyttaglichen Marckstag nicht zu sperren“. Doch so einfach ändert man am Hanauaer Weihnachtsmarkt nichts, wie man aus den jahrelangen Diskussionen um dessen Verlegung auf den Marktplatz in der Neuzeit weis. So auch vor 360 Jahren.

Wie der Streit weiterging und endete, ist eine Geschichte für sich.

Nur soviel noch: Die Hanauer können sich auf die Fahne schreiben, daß sie seit mindestens 1641 einen schriftlich belegten Weihnachtsmarkt haben. Da brauchen sie sich kinter den Nürnbergern nicht zu verstecken. Deren weltberühmter Christkindlmarkt ist nämlich auch nicht wesentlich älter, er datiert auf das Jahr 1628.